Florian Neumann ist Biologe mit Masterabschluss in Animal Biology.
Den Bachelor (Hauptrichtung Organismische Biologie und Wahlfach Natur-, Landschafts-, Umweltschutz NLU) und Master (Zoologisches Institut und NLU-Naturschutzbiologie) habe ich an der Universität Basel durchgeführt.
Meine Masterarbeit betraf das Ruheplatzverhalten des Feldhasen (European hares select resting places for providing cover). Sie fand im Rahmen des Projekts «Hopp Hase», Ökobüro Hintermann&Weber AG in Reinach BL, statt. Die Arbeit zeigt auf, dass der Feldhase als Ruheplatz ganzjährig Stellen im Feld oder Wald aussucht, welche Deckung anbieten (die Sasse ist von höheren Strukturen umgeben). Auch waren die Fluchtdistanzen an Stellen mit mehr Deckung geringer als an Stellen mit weniger Deckung. Somit könnte die Präferenz des Feldhasen für Stellen mit höheren Strukturen mit dem erhöhten Schutz vor Prädatoren zu tun haben. Es wird davon ausgegangen, dass die heutige intensiv genutzte und ausgeräumte Landschaft zu wenig Ruheplatzmöglichkeiten für den Feldhasen anbietet.
Nach Studiumabschluss habe ich ein 4-monatiges Praktikum im Tierpark Augusta Raurica in Augst BL absolviert. Hier habe ich die praktische Arbeit mit sämtlichen Nutztierarten erlernt (Walliser Landschaf, Nera Verzasca Ziege, Wollschwein, Eringer Rind, Sardinischer Zwergesel, Gänse, Enten, Hühner, Perlhühner). Dieses Praktikum war eine wichtige Vorstufe für das anschliessende Weideprojekt im Kanton Wallis.
Das zweijährige Weideprojekt fand auf der Leuker Felsensteppe im Kanton Wallis statt und war Teil des Artenschutzprojekts Ortolan der Vogelwarte Sempach und des Naturparks Pfyn-Finges. Ziel war es auszutesten, ob die Felsensteppe durch eine angemessene Beweidung von der Vergandung und Verbuschung befreit werden kann, sowie Pflanzen- und Tierarten, allen voran der Ortolan, davon profitieren. Die Beweidung habe ich mit Walliser Landschafen, Weissen Alpenschafen, Walliser Schwarzhalziegen und Ponies durchgeführt. Dabei habe ich die verschiedenen Weidetierarten und -rassen im Abfrass miteinander verglichen und die Veränderung der Vegetationsstruktur in Abhängigkeit der eingesetzten Weidetieren und der Jahreszeit untersucht. Auch habe ich die Auswirkung der verschiedenen Beweidungen auf einige Pflanzen- und Tierarten festgehalten.
Seit dem Jahr 2013 biete ich als Einzelfirma Naturpflege Neumann die Landschaftspflege mit den dafür besonders geeigneten Walliser Landschafen und Walliser Ziegen an. Im 2018 sind Wollschweine dazugestossen, welche ich seitdem für Feuchtgebiets-Pflegeprojekte vom Förderverein Kleintierhaltung Predigerhof, Reinach BL, ausleihe.
Meine persönliche Motivation ist der Erhalt und die Förderung von artenreichen Lebensräumen. Ich möchte der zunehmenden Intensivierung und Mechanisierung bei der Bewirtschaftung und Pflege von Naturflächen entgegenhalten.
Die kontrollierte Beweidung mit geeigneten Weidetierrassen ist eine optimale Methode, um Arten zu fördern. Weidetiere sind keine Maschinen, welche über die gesamte Fläche gleichmässig tief abfressen. Das eingesetzte Weidetier sowie angewandte Weideregime bestimmen darüber, in welchem Ausmass die Naturfläche gepflegt wird. Damit mache ich mir die wildtierähnlichen Eigenschaften der alten Weidetierrassen zunutze und steuere jede Beweidung je nach Weideziel bewusst.
Derart gepflegte Lebensräume werden trotz eines starken Abfrasses sehr strukturenreich (z.B. unregelmässiger Abfrass, eingekürzte Reststängel, entstehende Krüppelsträucher, stellenweise offener Erdboden, stellenweise Kot). Mehr Strukturen bedeutet mehr Mikrohabitate. Mehr Kleinlebensräume wiederum bedeutet automatisch, dass mehr Arten Lebensraum angeboten wird. Die Artenvielfalt nimmt zu.
Feldhasen-Sasse auf Weide bei Viehgangel (hangparallelem Trampelpfad) mit höherem und dichterem Altgras, Wenslingen BL, 1.4.2009
Feldhasen-Sasse auf einer Brachfläche am Rand zur Kunstwiese unter dicht-hohen Fruchtständen vom Johanniskraut, Wenslingen BL, 5.5.2009
Ponies im Einsatz auf der Felsensteppe in Leuk VS, 4.5.2011
Walliser Schwarzhalsziegen im Einsatz auf der Felsensteppe in Leuk VS mit Federgras im Vordergrund und Gorwetschgrat im Hintergrund, 23.5.2012