eingesetzte Weidetiere

Naturpflege Neumann arbeitet mit einer Schaf- und einer Ziegenrasse sowie dem Wollschwein (alles ProSpecieRara-Rassen), welche alle drei besonders gut für die Landschaftspflege geeignet sind und sich bestens ergänzen. Dank der Vorzüge dieser alten Landrassen, einer natürlichen Tierhaltung sowie eines passenden Weidemanagements wird die professionelle Pflege durch Beweidung ermöglicht.

Der grosse Vorteil alter Landrassen (im Gegensatz zu modernen Fleisch- oder Milchrassen) liegt in ihrer Robustheit und Ursprünglichkeit. Sie sind in vielerlei Hinsicht wildtierähnlich und auch in der Nahrungswahl viel anspruchsloser. Dennoch haben auch alte Landrassen ihre Eigenheiten in der Nahrungswahl und in ihrem Verhalten und unterscheiden sich darin untereinander.

Das Walliser Landschaf ist ein besonders genügsames Schaf und frisst nahezu sämtliche Pflanzenarten ab, u.a. auch Brombeeren, Disteln, Brennesseln, Neophyten und gar Seggen, Binsen und Schilf. Auch gröbere Stängel, Blätter und feine Zweige von Sträuchern verschmäht es nicht, wobei es jedoch die Rinde verschont, somit keine Bäume schädigt (ein grosser Vorteil, da alte Schafrassen ansonsten gerne auch mal an Rinde knabbern). Diese Schafrasse ist zum Erhalt und zur Pflege fast sämtlicher Lebensräume geeignet. Einzig auf sehr nassen, sumpfigen Feuchtflächen kann sie nicht eingesetzt werden. Besonders vorteilhaft ist, dass diese Rasse je nach Jahreszeit auch sehr gerne Altgras frisst und somit auf vergandeten Flächen zur Pflege eingesetzt werden kann.

Walliser Landschafe beim renaturierten Oberlauf des Kraftwerks Ruppoldingen in Boningen SO, 20.11.2017

Die Walliser Ziege frisst ähnlich wie das Walliser Landschaf, liebt aber mehr verbuschte, verkrautete oder mit Neophyten und Brombeeren bewachsene Flächen und ist auf solchen auch deutlich effizienter. Sogar die Rinde von Sträuchern und Bäumen frisst sie ab (Ringelung von Bäumen). Sie kommt insbesondere auf Spezialflächen zum Einsatz, wo auch Holzschäden erwünscht sind und hohe Dickichte, beispielsweise von Brombeeren oder Gebüsch, beseitigt werden müssen.

Walliser Ziegen fressen Brombeerstauden im NSG Chilli in Rheinfelden AG, 28.7.2015

Das Wollschwein frisst die unterschiedlichsten Pflanzenarten ab, wobei zum Speiseplan auch Brennesseln, Brombeeren und Blätter von Sträuchern gehören. Der grosse Unterschied zu Schafen oder Ziegen liegt jedoch in seiner Wühltätigkeit: mit seiner Schnauze wühlt das Wollschwein mit Vorliebe im Boden umher und sucht nach Kleintieren im Boden oder gräbt Wurzeln zur Nahrungsaufnahme aus, z.B. auch Wurzeln von Brombeeren. Auch legt es gerne Suhlen an und wälzt sich darin. In Weihern geht es gerne baden und frisst dort auch die Wasserpflanzen ab. Einsatzorte für diese Tierrasse sind insbesondere Feuchtflächen, wo infolge der Wühltätigkeit feucht-ruderale Stellen gefördert werden und die Verlandung von Gewässern verhindert wird. Dies kommt insbesondere den heutzutage selten gewordenen Pionierarten zugute, z.B. Gelbbauchunke, Kreuzkröte, Laubfrosch. Die Wollschweine lehnt Naturpflege Neumann beim Förderverein Kleintierhaltung Predigerhof, Reinach BL, aus.

Wollschweine im NSG Leugraben in Reinach BL, 19.7.19

Trotz guter Eignung für die Landschaftspflege können auch diese Rassen durch falsche Haltung «verweichlichen» oder durch falsches Weidemanagement zu schlechten tierischen Pflegern werden. Naturpflege Neumann füttert die Tiere nicht zu, mästet sie nicht und «managet» die Beweidung so, dass Weidetier und Lebensraum zueinander passen respektive eine gute Pflege erzielt wird. Die moderne Landwirtschaft und Tierhaltung, welche auf Leistung und schnelles (Fleisch-)Wachstum ausgerichtet ist, egal mit welchen Rassen auch immer, lässt sich grundsätzlich nicht mit der Landschaftspflege kombinieren. So bin ich auch sehr froh, dass ich für die Ausleihe der Wollschweine mit dem Förderverein Kleintierhaltung Predigerhof in Reinach BL einen Partner gefunden habe, der ebenfalls auf eine natürliche Tierhaltung setzt und optimal ins Konzept passt.